Wir dokumentieren eine Erklärung des Solidaritätskomitees Freiheit für Vicdan Sahin Özerdem!
Freiheit für Vicdan Sahin Özerdem! Keine Auslieferung an die Türkei!
Am 25. Juli 2012 wurde Vicdan Sahin Özerdem (wohnhaft in Mainz, Deutschland) während ihres Sommerurlaubs von der kroatischen Polizei aufgrund eines Interpol-Haftbefehls vor den Augen ihres siebenjährigen Sohnes gewaltsam festgenommen und in Dubrovnik ins Gefängnis gebracht. Auch gegen den Ehemann, wurde während der Festnahme von Vicdan In Kroatien aggressiv vorgegangen. Frau Vicdan Özerdem, geb. am 30.05.1970, in Istanbul/Türkei, lebt seit ca. 8 Jahren mit ihrem Mann und ihrem Sohn (7J.) in Mainz. Am 31.08.2012 wurde von der Türkei ein Auslieferungsantrag gestellt.
Vicdan wurde in der Türkei wegen ihrer journalistischen Tätigkeit in einer inksgerichteten Zeitung während ihres Studiums verurteilt und war 10 Jahre in Haft, zuletzt in Usak. Vicdan war an ihrem 186. Tag während des Hungerstreiks, auch bekannt als„Todesfasten“, in den türkischen Gefängnissen eine von denen, die mit schwersten Brandverletzungen im Rahmen der berüchtigten Operation des türkischen Staates „Zurück ins Leben“ im Dezember 2000 „gerettet“ wurden. Vicdan hat anschließend 3 Tage im Koma gelegen und hat aufgrund der „medizinischen“ Zwangsbehandlung schwere bleibende Schäden erlitten. Vicdan wurde im Zuge dieses Programms zunächst freigelassen. Sie kam nach Deutschland zur weiteren Behandlung. Zu diesem Zeitpunkt wurden die anderen politischen Betroffenen in Vicdans Situation wieder festgenommen und erneut inhaftiert. Daraufhin bat Vicdan in Deutschland um politisches Asyl und erhielt Schutz.
Das Ehepaar ist als Konventionsflüchtling anerkannt und ist mittlerweile im Besitz einer Niederlassungserlaubnis. Vicdan leidet unter einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung (Wernicke-Korsakow-Syndrom), die in dieser Schwere nie ausheilen wird. In einem Gutachten wurde festgestellt, dass bei jeglichen zwangsweise Konfrontationen mit den Erinnerungen, wie sie in dieser Situation zwangsläufig auftreten müssen, mit schweren Depressionen und der akuten Gefahr suizidaler Handlungen gerechnet werden muss. Familienangehörige und Freunde, die Vicdan in Kroatien besucht haben, berichten, dass Vicdan aktuell psychisch und physisch in einem sehr schlechten Zustand ist. Im Gefängnis in Dubrovnik hatte sie einen Nervenzusammenbruch und wurde daraufhin ins Gefängniskrankenhaus nach Zagreb verlegt. Vicdan ist seit nunmehr 45 Tagen inhaftiert. Ihr gesundheitlicher Zustand ist besorgniserregend. Sie kann nur noch unter Schwierigkeiten sprechen und kann nicht mehr laufen. Aktuell wird Vicdan der Mitgliedschaft in einer illegalen linken Partei und der Tötung von 2 Soldaten beschuldigt. Vicdan war damals im Zuge ihrer journalistischen Tätigkeit am Ort des Geschehens und wurde dort festgenommen. Unter Folter sollte sie zugeben, als Mitglied einer illegalen linken Partei an den Vorfällen beteiligt zu sein. Die Anschuldigungen wurden während ihrer damaligen Verhandlung als haltlos fallengelassen. Jetzt aber soll der Fall als Vorwand dazu dienen, Vicdan – wie andere ehemalige politische Gefangene auch – erneut in Haft zu nehmen. Nun droht Vicdan die Auslieferung in die Türkei, wo sie mindestens 12 Jahre Gefängnis erwarten!
Laut offiziellen Meldungen befinden sich ca. 12000 Menschen in türkischen Gefängnissen. Unter ihnen sind über 2000 Kinder und Jugendliche, Hunderte demokratisch gewählte kurdische Bürgermeister und Parlamentarier, Journalistinnen und Journalisten, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, Schriftsteller und intellektuelle Oppositionelle sowie zahlreiche Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten. Nach Aussagen von internationalen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch und selbst dem Rat der Europäischen Union ist die Türkei eines der repressivsten Regime mit Tausenden politischen Gefangenen. Wir fordern die kroatische Regierung auf, Frau Vicdan Sahin Özerdem sofort freizulassen. Sie darf nicht in das Land ausgeliefert werden, in dem demokratische Grundrechte ausgehebelt und Oppositionelle sowie demokratische Basisbewegungen gezielt verfolgt und unterdrückt werden. Ferner fordern wir die deutsche Regierung, insbesondere das Auswärtige Amt auf, sofort alle Hebel dafür in Bewegung zu setzen, dass Frau Sahin Özerdem freigelassen wird und wieder nach Deutschland zu ihrer Familie und ihren Freunden kommen kann.
Freiheit für Vicdan Sahin Özerdem – Keine Auslieferung an die Türkei!
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Bundesrepublik Deutschland – Auswärtiges Amt Postanschrift: Auswärtiges Amt, 11013 Berlin Telefonzentrale (24-Stunden-Service): 0049 3018-17-0 Fax: 0049 3018-17-3402
Komitee „Freiheit für Vicdan“