Free Mumia - Free Them All!
Mit 15 Pressesprecher der Black Panther Party, mit 17 Vater, mit 22 bekannt kritischer Radio-Journalist, mit 26 Vorsitzender der Vereinigung „Black Journalists“ in Philadelphia, mit 27 verhaftet und mit 28 zum Tod verurteilt. Das war 1982, und seither sitzt Mumia Abu-Jamal hinter Stahlbeton und Stacheldraht — für einen Mord, den er nicht begangen hat. 42 Jahre, 28,5 davon im Todestrakt.
Sein Todesurteil wurde schließlich in Lebenslänglich ohne Bewährung umgewandelt, die letzte Berufung 2023 abgelehnt.
Warum eine Kampagne für ihn? Was macht ihn so besonders? Warum wurde er so unerbittlich verfolgt?
Seine Radio-Beiträge in den 80ern waren revolutionär — jeder warf ein grelles Licht auf aktuelle Ereignisse in seiner Heimatstadt, und die vom Unrecht Betroffenen hatten immer eine Stimme, was damals sehr ungewöhnlich war und ihm die Bezeichnung „Stimme der Unterdrückten“ einbrachte. Besonders seine Berichterstattung über die grassierende rassistische und tödliche Polizeigewalt in Philly oder die behördliche Korruption im sozialen Wohnungsbau erregten überregionales Interesse. Unerschrocken berichtete er weiter, während ihn der Ex-Polizeichef und damals neugewählte Bürgermeister Philadelphias Rizzo öffentlich bedrohte: »Die Leute glauben, was Sie schreiben und ich werde in meiner Amtszeit dafür sorgen, dass Sie dafür zur Rechenschaft gezogen werden.«
Seine Verhaftung am Tatort des erschossenen Polizisten Daniel Faulkner, der folgende Prozess und die weiteren Jahrzehnte sind ein Lehrstück politischer Repression in den USA. Konstruierte Beweise, zu Falschaussagen erpresste Zeugen und Zeuginnen, ein fanatisch rassistischer Staatsanwalt, ein Richter, der den Rekord an Todesurteilen in den USA hielt (32, davon 29 gegen people of color) — und immer so weiter.
Amnesty International fasste die Vorgänge in einem Bericht aus dem Jahr 2000 so zusammen: »Das Verfahren war von politischen Interessen durchzogen« und »genügte nicht den internationalen Mindeststandards zur Sicherung fairer Verfahren“. Journalistische Beobachter*innen nannten es einen politischen Schauprozess.
Entsetzlich für den einen, „normal“ für Hunderttausende in den USA.
Mumia hat den Mut nicht nur nicht verloren, sondern nach wie vor inspiriert er wöchentlich Zehntausende Leser*innen und Hörer*innen mit seinen scharfsinnigen, wortgewaltigen Kommentaren zur Weltlage.
1995 veröffentlichte Mumia das erste jemals geschriebene Buch aus einem Todestrakt heraus, in dem er in kurzen Reportagen am Beispiel von Mitgefangenen das (Über) Leben in der Isolationsfolter und dem institutionellen Rassismus beschrieb. Das Buch wurde trotz massiver Anfeindungen der US Rechten zu einem Bestseller und in sieben weitere Sprachen übersetzt. Später folgten weitere Bücher über die Masseninhaftierung und den Widerstand der ca. 2,5 Millionen Gefangenen im sogenannten »Land of the Free«.
Er war neben Angela Davis einer der ersten, die die Bedeutung des Gefängnisindustriellen Komplexes als aktuelle Form der Sklaverei in den USA verstanden und einordnen konnte. Er hat 11 Bücher geschrieben und mehrere tausend Beiträge auf Prison Radio veröffentlicht.
In den Gefängnissen der USA zählt Mumia zu den meist gelesenen Autoren und selbst die um Jahrzehnte jüngere Black Lives Matter Bewegung betrachtet ihn als Autoren ihrer Bewegung. Er hat immer vertreten: der Kampf um Befreiung geht um alle.
Daraus entwickelte sich in den letzten Jahren die Kampagnenparole »Free Mumia — Free Them All!«
Seit über 30 Jahren gibt es internationale Mumia-Unterstützungsgruppen, die Öffentlichkeit herstellen, Druck auf US Behörden aufbauen und praktische Solidarität für Mumia und andere kämpfende Gefangene in den USA organisieren. In Deutschland gibt es das Bundesweite Free Mumia Netzwerk. Mach mit.
Free Mumia — Free Them All!
Das bundesweite Free Mumia Netzwerk
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