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Free Peltier - Free Them All!

Leonard Peltier, eine Symbolfigur indigenen Widerstands gegen Ungerechtigkeit, Rassimus und Repression. Vom American Indian Movement bis zu den bis heute andauernden Dauereinschlüssen hat er nie aufgegeben, seine Stimme für die Rechte Indigener auf Selbstbestimmung, für den Erhalt einer intakten Umwelt und für Menschenrechte zu erheben. Seit fast fünfzig Jahren kämpfen wir für seine Freiheit. Seine Geschichte ist die Geschichte eines Kampfes für Menschenrechte und Menschenwürde und gegen Unrecht, Unterdrückung, Kolonialismus und Völkermord. Free Leonard Peltier – Free Them All!
Leonard Peltier im Gefängnis

Am 12.9.1944 in Grand Forks/Nord-Dakota geboren, erlebte der Anishinabe (Ojibway bzw. Chippewa) und Dakota (Sioux) Leonard Peltier bereits in frühester Kindheit, was Rassismus, Polizeigewalt und Armut bedeuten. Wie hunderttausende indigener Kinder wurde auch er aus seiner Familie gezwungenermaßen herausgerissen, um in einer Internatsschule (Boarding School) im Sinne der weißen Eroberungskultur umerzogen zu werden. Dabei sah er nicht nur, wie viele seiner indigenen Mitschüler dies nicht überlebten, als Jugendlicher nahm er bewusst die stattlichen Reservationsauflösungsprojekte der US-Regierung wahr und wie als deren Folge Kinder verhungerten und viele Erwachsene in ihrer Verzweiflung dann doch in die Städte umsiedelten, um dort in Isolation und Armut zu versinken. Die somit begonnene Politisierung wurde durch brutale Polizeigewalt gegen indigene Fischer, Vietnamkrieg und Black Power verstärkt.

1972, mit 28 Jahren engagierte sich Peltier im 1968 entstandenen AMERICAN INDIAN MOVEMENT (AIM) und nahm in den folgenden drei Jahren an zahlreichen (militanten) Aktionen aber auch sozialen Programmen und Projekten für junge Indigene teil. Im Juni 1975 wurde das AIM von Häuptlingen, Ältesten und spirituellen Autoritäten um Hilfe gebeten, da in der Pine Ridge Reservation (Süd-Dakota) eine Todesschwadron des korrupten Oglala-Lakota – Stammespräsidenten Dick Williams vor allem traditionelle Reservationsbewohner*innen sowie sich organisierende politisierte Lakota bedrohte und dabei auch nicht vor Mord zurückschreckte. In dieser „reign of terror“ genannten Zeit, ermordeten diese Guardians of Oglala Nation (GOONS) nachweislich ca. 60 Stammesmitglieder, die sich gegen die Assimilationspolitik der Stammesregierung organisierten. Diese Morde, die bis heute weder polizeiliche noch juristische Konsequenzen hatten, fanden unter den Augen und mit Duldung, Waffen und Munition u. a. des FBI statt. Dies war nicht nur eine politische und polizeiliche Strategie gegen die aufkommende Red Power Bewegung, sondern auch die Fortsetzung der Völkermordpolitik gegen die indigene Bevölkerung im späten 20. Jahrhundert.

Um verschiedene ältere Familien zu schützen, kam AIM dem Hilferuf nach und richtete ein Schutzcamp ein. Leonard Peltier, Dennis Banks und andere kamen, um das Leben bedrohter Familien zu schützen. Als am 26. Juni 1975 zwei FBI-Agenten überfallartig in das Camp rasten, entstand ein tödlicher Schusswechsel, bei dem die beiden Agenten sowie ein junger AIM-Aktivist ihr Leben verloren. Haupttatverdächtige: Leonard Peltier, Dino Butler und Bob Robideau. Noch im gleichen Jahr wurden Butler und Robideau festgenommen, 1976 jedoch freigesprochen. Richter und Geschworene misstrauten den durch das FBI vorgelegten „Beweisen“ und erklärten sogar Notwehr für rechtens. Im gleichen Jahr, am 6.2.1976 wurde Peltier in Kanada festgenommen. Und damit begann sein bis heute anhaltendes Justiz- und Haft-Martyrium.

Die Auslieferung an die USA geschah nur nach mehrmaliger Vorlage von Beweisen und Aussagen, die alle durch das FBI fabriziert wurden. Der Prozess war eine Aneinanderreihung von Skandalen und Unrechtmäßigkeiten, bar jeglicher seriösen Beweise, wie das heute selbst der damals zuständige aufsichtführende Staatsanwalt James Reynold einräumt und die Freiheit Peltiers fordert. Gegenbeweise wurden unterschlagen, entlastende Zeugenaussagen nicht zugelassen. Am Ende wurde Peltier zu zweimal Lebenslänglich verurteilt.

Seit 1977 sind Peltiers Haft- und Gesundheitssituation eng miteinander verbunden. Fast 5 Jahrzehnte Inhaftierung in wechselnden Hochsicherheitsknästen, seit 2020 nahezu ständige Lock-Downs, immer wieder ernsthafte und z. T lebensbedrohliche Erkrankungen und unterlassene medizinische Versorgung, ein Mordkomplott gegen ihn, Isolationshaft, Ablehnung aller Bewährungs- und Begnadigungsanträge, unzumutbare Haftbedingungen, Missachtung seiner Bürger- und Menschenrechte (UN-Arbeitsgruppe zu diskriminierenden Inhaftierungen, 2021)….All dies konnte Peltier nicht brechen. Immer wieder meldet er sich mit politischen Botschaften aus dem Knast, verbindet dabei Themen wie „indigene Belange und Rechte“ mit Umwelt, Menschenrechten, Rassismus.

He is our Nelson Mandela“, sagen viele, die Peltier als solidarischen und menschlichen Aktivisten kannten. „Er sei ein kaltblütiger Killer, ohne Reue“ sagt das FBI bis heute und sorgte somit dafür, dass sein Antrag auf Bewährungsfreilassung durch die US-Parole Commission sowie eine Haftentlassung aus humanitären Gründen durch das Federal Bureau of Prisons im Sommer 2024 abgelehnt wurden. Dies mit dem Hinweis, er könne in 15 Jahren erneut einen Antrag stellen. Dann wäre Peltier 63 Jahre in Haft und 95 Jahre alt-

Neben anderen Fällen (Mumia Abu-Jamal u. a.) dürften die Auslieferung, der Prozess und die anhaltende Inhaftierung Peltiers zu den größten US-Justiz-, Polizei- und Politikskandalen des 20. und 21. Jahrhunderts zählen. Seit nahezu 50 Jahren treten weltweit viele Millionen Menschen für Peltiers Freiheit ein. Es gab und gibt wohl kaum einen anderen politischen Gefangenen, der so viele prominente Unterstützer hat. Doch die Freiheit blieb ihm bislang verwehrt. Und ob im Zeichen sich überall in den Amerikas erhebender Indigener, die gegen Umweltzerstörung, Ausbeutung, Völkermordpolitik, Enteignung und Menschenrechtsverletzungen protestieren und damit zunehmend Bündnisse mit nicht-indigenen sozialen Bewegungen eingehen, eine Freilassung Peltiers möglich ist? Die Angst, dass ein freier Peltier eine Ermutigung für sich verstärkenden indigenen Widerstand und die Forderung nach indigener Selbstbestimmung darstellt und dass ein freier Peltier in einem Zivilprozess gegen die USA die Herausgabe aller unterdrückten Entlastungsbeweise und Verfahrensmanipulationen durch das FBI bewirken könnte, scheint groß. Wenn es nach dem FBI ginge, soll Peltier niemals lebendig den Knast verlassen.

Aufgrund seines Alters und Gesundheitszustands sowie der unmenschlichen Haftbedingungen gilt es verstärkt und anhaltend internationale Solidarität und politischen Druck aufzubauen, um die die juristischen Bemühungen um Peltiers Freiheit zu unterstützen. Ohne diese anhaltende internationale Aufmerksamkeit hätte Peltier sein Haftmartyrium nicht überleben können, denn diese Solidarität bedeutet für ihn Empowerment, Überlebenshilfe und Soulfood. Für seine Knastschergen ist die internationale Aufmerksamkeit jedoch ein unliebsamer Stachel im System, der das US-amerikanische Justiz- und Knastsystem als das beschreibt, was es ist: barbarisch, rassistisch und unmenschlich. Der Kampf für Peltiers Freiheit geht also weiter: hier, europaweit, weltweit. In Deutschland baut auf Peltiers Wunsch „Tokata-LPSG RheinMain e. V. “, eine seit 2000 bestehende Supportgroup für indigene Sozial-, Umwelt-, Kultur- und Menschenrechtsprojekte und Peltier-Supportgroup, einen großen Teil der deutschlandweiten sowie europäischen Kooperationen auf und aus.

FREE PELTIERFREE THEM ALL!

Briefe an Leonard Peltier:

LEONARD PELTIER
#89637-132
USP COLEMAN I U. S. PENITENTIARY
P. O. BOX 1033
COLEMAN, FL 33521 USA

Nur Briefe — keine Postkarten. Ausreichend frankieren (zur Zeit 1,10 €) und Absender nicht vergessen. Achtet auf die aktuellen Postregeln für USP-Coleman 1: Bitte nutzt nur weißes Papier (ohne Karos und Linien) und weiße Umschläge. Adresse und Absender müssen handschriftlich angegeben werden, keine Aufkleber. Text mit Kuli oder Füller schreiben, keine bunten Stifte. Und bei Briefen an Peltier bitte keine Fotos, handgemalten Bilder, Post-, Weihnachts-, Gruß-, Geburtstags- oder sonstigen Motivkarten. Kein parfümiertes Papier. Bitte groß schreiben. Leonard verliert immer mehr seine Sehfähigkeit. Mindestens Größe analog 15 Arial am PC.

Spenden: 

Tokata – LPSG RheinMain e. V.
Sparkasse Langen – Seligenstadt
IBANDE87 5065 2124 0002 1171 33
BICHELADEF1SLS 

Tokata e. V. ist als gemeinnützig anerkannter Verein berechtigt Spendenbescheinigungen für die Vorlage beim Finanzamt auszustellen.

Tokata – LPSG RheinMain e. V. — Verein zur Unterstützung indigener Sozial-, Umwelt-, Kultur- und Menschenrechtsprojekte & Leonard Peltier Support Group: www. leonardpeltier.de

Weitere Informationen:

Alles zu Peltiers Geschichte, Fall und Situation: https://www. leonardpeltier.de/alles-zu-peltiers-geschichte-fall-und-situation

Die Seite für Bücher und Filme von und zu Leonard Peltier: https://www. leonardpeltier.de/die-seite-fuer-buecher-und-filme-von-und-zu-leonard-peltier

Unser Statement bei den ICCPR-Consultations der US-Regierung in Genf 2023: https://www. leonardpeltier.de/12936-beitraege-zu-leonard-peltier-bei-den-konsultationen-im-rahmen-des-internationalen-paktes-ueber-buergerliche-und-politische-rechte-international-covenant-on-civil-and-political-rights-iccpr-in-ge