Erfolgreicher Hungerstreik des Gefangenen Andreas Krebs

Seitdem Andreas in der JVA Tegel einsitzt, hat er oftmals auf unterschiedlichem Wege für bessere Bedingungen in der Haft für sich selbst und andere gekämpft, ob gegen Postzensur, fehlende medizinische Betreuung, Schikane durch Beamt:innen oder auch nur das miserable und streng rationierte Essen. Auch dank seiner Veröffentlichungen werden die furchtbaren Zustände im Knast immer wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.
Daher ist es leider keine Überraschung, dass die Anstalt ihm regelmäßig das Leben erschwerte und seine Gesundheit gefährdete. Im November letzten Jahres beispielsweise wurde er ohnmächtig in seiner Zelle. Es war von Anfang an stark davon auszugehen, dass er einen Schlaganfall erlitten hatte, was die Arztgeschäftsstelle der Anstalt jedoch beharrlich bestritt. So blieb die medizinische Versorgung mehr als dürftig. Darüber hinaus kam seine Post, selbst die Kommunikation mit seiner Anwältin, erst Tage bis Wochen später an oder wurde ihm gar nicht ausgehändigt.
Häufig suchte Andreas das Gespräch mit den unterschiedlichsten Verantwortlichen und stieß nur auf taube Ohren und leere Versprechungen. Die von ihm zu Beginn des Hungerstreiks erhobenen Forderungen beinhalteten ein direktes Gespräch mit dem Anstaltsleiter, ein Ende der Postzensur und die Anerkennung des Vorfalls im November sowie eine entsprechende medizinische Behandlung.
In Anbetracht der gesundheitlichen Ausgangslage nahmen die Auswirkungen des Hungerstreiks bei Andreas binnen kurzer Zeit äußerst beunruhigende Formen an. Auch dem medizinischen Personal der Anstalt blieb die dramatische Entwicklung nicht verborgen, es bestätigte nun doch den erlittenen Schlaganfall und gab offenbar die Einschätzung nach oben weiter, dass mit dem Schlimmsten zu rechnen sei. Endlich erhielt Andreas die Gelegenheit eines persönlichen Gespräches mit der Anstaltsleitung, in dessen Verlauf ihm die vollständige Erfüllung seiner Forderungen in Aussicht gestellt wurde. Die Verantwortlichen sagten konkret eine adäquate medizinische Versorgung auf Dauer sowie Unterstützung bei seinem Wunsch nach Verlegung in eine andere Anstalt zu. Zudem wurde seitens der Anstaltsleitung beteuert, ihm fortan in Bezug auf seine Post und eventuelle Anträge keine Steine in den Weg zu legen.
Nach 32 Tagen konnte Andreas den Hungerstreik am 16.05.2025 nun also zu einem erfolgreichen Abschluss bringen.
Hierzu erklärt Anja Sommerfeld, Mitglied im Bundesvorstand der Roten Hilfe e. V.: „Wir freuen uns sehr mit Andreas Krebs und fordern die Anstaltsleitung der JVA Tegel auf, die ihm gegenüber gemachten Zusagen unverzüglich zu erfüllen. Gleichzeitig ist es aus unserer Sicht bezeichnend, dass es eines mehrwöchigen Hungerstreiks bedurfte, bis die Anstalt sich bereit erklärte, die Beschneidung seiner individuellen Grundrechte zurückzunehmen und eine angemessene medizinische Versorgung zu gewährleisten.“ Abschließend ergänzt sie: „Seit Jahren ist Andreas Krebs in der BRD eine der wichtigsten Stimmen aus dem Knast. Als Rote Hilfe wissen wir, dass die Machtdemonstrationen und Schikanen, mit denen er sich immer wieder konfrontiert sah, mit Solidarität beantwortet werden müssen. Die Rote Hilfe wird auch zukünftig Andreas und andere Gefangene in ihren kämpferischen Bemühungen, sich ihren politischen Willen nicht brechen zu lassen, nach Kräften unterstützen. Erst einmal wünschen wir aber Andreas, dass er sich rasch von den gesundheitlichen Folgen des erfolgreichen Hungerstreiks erholt!“