Maja T. nach über 30 Tagen Hungerstreik in Lebensgefahr – Bundesregierung schweigt weiter

Seit über einem Monat befindet sich Maja T. in Ungarn im Hungerstreik – als Protest gegen psychische Folter in Isolationshaft. Nach mehr als 30 Tagen ohne Nahrung wurde Maja in ein Gefängniskrankenhaus nahe der rumänischen Grenze verlegt. Maja hat 13 Kilogramm verloren, der Gesundheitszustand ist kritisch – es drohen irreversible Schäden. Der Protest richtet sich gegen die Inhaftierung, die Haftbedingungen in Ungarn und die Verweigerung einer Rücküberstellung nach Deutschland.
Maja T. wurde im Juni 2024 trotz eines bevorstehenden Eilbeschlusses des Bundesverfassungsgerichts an Ungarn ausgeliefert. Maja wird vorgeworfen, sich 2023 in Budapest gegen Neonazis beim sogenannten »Tag der Ehre« zur Wehr gesetzt zu haben. In Ungarn drohen Maja bis zu 24 Jahre Haft. Maja sitzt dort seit über einem Jahr in Untersuchungshaft – oft unter 23-stündiger Einzelhaft in einer Zelle ohne medizinische Versorgung, mit schimmligem Essen und Kakerlakenbefall. Diese Bedingungen bedeuten psychische Folter. Insbesondere als nicht-binäre queere Person ist Maja im ungarischen Knast zusätzlichen Schikanen ausgeliefert.
Am 5. Juni 2025 trat Maja in einen unbefristeten Hungerstreik, um gegen die Behandlung zu protestieren und eine Überstellung nach Deutschland zu fordern. Ein Antrag auf Hausarrest als Zwischenlösung wurde von einem ungarischen Gericht mit Hinweis auf »Fluchtgefahr« abgelehnt. Die behandelnden Ärzte erklärten, sich nicht an Majas Patientenverfügung gegen Zwangsernährung gebunden zu fühlen. Maja schwebt in akuter Lebensgefahr.
Vom 4. bis 7. Juli 2025 protestierten Unterstützer*innen in mehreren Städten. Majas Vater, Wolfram Jarosch, legte einen Protestmarsch von Jena nach Berlin zurück. Begleitet von Kundgebungen in Potsdam und Berlin übergab er vor dem Auswärtigen Amt eine Petition mit über 100.000 Unterschriften. Sie fordert die Rückführung Majas und ein Ende von Auslieferungen nach Ungarn. Das Ministerium verweigerte ein persönliches Gespräch mit Außenminister Johann Wadephul und ließ die Petition lediglich von einem Mitarbeiter entgegennehmen.
Währenddessen wächst der öffentliche Protest: Dutzende Solidaritätsaktionen fanden bundesweit statt, unter anderem in Berlin, Leipzig, Weimar und Jena. Prominente Unterstützung kommt von Bundestagsabgeordneten der Grünen und der Linken. Auch kirchliche Stimmen fordern inzwischen politische Konsequenzen. Die Bundesregierung jedoch weigert sich weiterhin, Verantwortung zu übernehmen.
Die Rote Hilfe e. V. erklärt sich solidarisch mit Maja T. und allen von Repression betroffenen Antifaschist*innen. Der Fall zeigt erneut, dass die Kriminalisierung antifaschistischer Praxis längst europäisch organisiert ist – auf dem Rücken einzelner Betroffener.
»Dass Maja nach Ungarn verschleppt wurde, dort psychischer Folter ausgesetzt ist und nun im Hungerstreik um minimale Rechte kämpfen muss, ist ein Justizskandal – und Ergebnis der grenzüberschreitenden Kriminalisierung antifaschistischer Politik«, erklärt Anja Sommerfeld, Bundesvorstand der Roten Hilfe e. V. »Maja schwebt in Lebensgefahr. Die Bundesregierung muss endlich handeln: Maja muss sofort nach Deutschland überstellt werden! Solidarität ist unsere Waffe – Freiheit für Maja und alle politischen Gefangenen!«