100 Jahre organisierte Solidarität: 100. Jahrestag der Gründung der Roten Hilfe Deutschlands
Die 100-jährige Geschichte ist allerdings voller Brüche und Neuorientierungen verlaufen: Nach der Gründung in der frühen Weimarer Republik wuchs die Rote Hilfe Deutschlands zu einer gewaltigen Massenorganisation heran. Sie unterstützte tausende politische Gefangene und ihre Familien, finanzierte rechtlichen Beistand für Angeklagte und organisierte politische Kampagnen gegen Repression und Grundrechtseinschränkungen. Nach der Machtübergabe an die Nazis wurde die RHD bereits im März 1933 verboten, doch die Gruppen setzten die Solidaritätsarbeit noch mehrere Jahre im Untergrund fort, bis sie vom NS-Terror zerschlagen wurden.
Erst in den 1970er-Jahren gründeten sich wieder mehrere Rote-Hilfe-Organisationen mit unterschiedlichen politischen Schwerpunktsetzungen, die allerdings bald einen Niedergang erlebten. Aus der einzig verbliebenen Struktur entstand 1986 die heutige Rote Hilfe e. V. als strömungsübergreifende linke Solidaritätsorganisation. Die Hauptaufgaben sind ähnlich geblieben: Finanzielle und rechtliche Hilfe für angeklagte oder inhaftierte linke Aktivist*innen und politische Öffentlichkeitsarbeit gegen Repression und Grundrechtseinschränkungen.
Das Jubiläum nimmt die Rote Hilfe e. V. zum Anlass, um das ganze Jahr 2024 hindurch mit der Kampagne „100 Jahre Rote Hilfe“ auf Geschichte und Gegenwart der organisierten Solidarität aufmerksam zu machen und dieses langjährige Bestehen zu feiern. Die Kampagnenhomepage sammelt die zahlreichen Veranstaltungen, die die Ortsgruppen in diesem Rahmen organisieren, und gibt einen Überblick über die vielfältigen Veröffentlichungen und Aktivitäten: Seit Jahresanfang erschienen unter anderem eine Ausstellung samt Begleitkatalog zur Geschichte der Rote-Hilfe-Organisationen sowie der Film „Solidarität verbindet – 100 Jahre Rote Hilfe“ .
„Auch wenn sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die politischen Bewegungen geändert haben: Der Grundgedanke der organisierten Solidarität für linke Aktivist*innen, die von staatlicher Repression betroffen sind, ist heute so aktuell wie vor hundert Jahren und wird es wohl auch noch lange Zeit bleiben“, erklärte Anja Sommerfeld vom Bundesvorstand der Roten Hilfe e. V. „Das hundertjährige Bestehen der Rote-Hilfe-Organisationen zeigt zwar einerseits, welche erschreckende Kontinuität staatliche Verfolgungen gegen fortschrittliche Bewegungen haben. Aber dass es seit hundert Jahren auch so viele engagierte Solidaritätsaktivist*innen gibt, die kollektiv und organisiert die Betroffenen unterstützen, ist ein Grund zu feiern! Daraus schöpfen wir Energie für die aktuellen und kommenden Herausforderungen.“