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06.12.2024 | Pressemitteilung

Seit 43 Jahren in Haft: Rote Hilfe e. V. fordert Freiheit für Mumia Abu-Jamal

Am 9. Dezember 2024 jährt sich die Verhaftung des afroamerikanischen Journalisten und ehemaligen Black-Panther-Aktivisten Mumia Abu-Jamal zum 43. Mal. Seither sitzt er in US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnissen. 29 Jahre davon war der politische Langzeitgefangene von Hinrichtung bedroht im Todestrakt. Dabei ist seit Jahrzehnten bekannt, dass der Prozess gegen den inzwischen 70-jährigen linken Autor durchweg politisch und offen rassistisch motiviert war. Trotzdem wehren Justiz und Behörden ein Wiederaufnahmeverfahren bis heute mit allen Mitteln ab.
Mumia Abu Jamal sitzt in einer Zelle

Bereits der Vorwurf war Teil einer brutalen politischen Repressionswelle gegen linke afroamerikanische Bewegungen, die das rassistische Klima dieser Zeit prägte. Als Radiojournalist hatte Mumia Abu-Jamal die staatlichen Angriffe und den behördlichen Rassismus offen angeprangert und war dadurch selbst ins Fadenkreuz geraten.

Am Rand eines Schusswechsels war er am 9. Dezember 1981 von einem Polizisten in Philadelphia lebensgefährlich verletzt und daraufhin verhaftet worden mit dem Vorwurf, eben diesen Polizisten erschossen zu haben. Zugleich entbrannte eine bis heute anhaltende Hetzkampagne gegen Mumia Abu-Jamal – unter maßgeblicher Beteiligung der rechten Polizeigewerkschaft FOP, die bis heute jede Wiederaufnahme des Verfahrens blockiert.

Es folgte ein unübersehbar rassistischer und politisch motivierter Prozess, der auf manipulierten Beweisen, erkauften und erpressten Zeug*innenaussagen und offenen Verstößen gegen grundlegende Verfahrensregeln basierte. Für den Black-Panther-Aktivisten, der sich keine anwaltliche Vertretung leisten konnte, gab es kaum eine Möglichkeit zur Verteidigung. Der Richter hatte intern bereits frühzeitig unter Verwendung rassistischer Schimpfwörter angekündigt, in jedem Fall die Todesstrafe zu verhängen. Auf diese Weise wollten die Behörden einen unbequemen Journalisten loswerden, der seit Jahren den staatlichen Rassismus und die Polizeigewalt gegen People of Colour anprangerte. Im Juli 1982 wurde er zum Tode verurteilt.

Auch wenn internationale Proteste die jahrzehntelang drohende Hinrichtung inzwischen abwenden konnten und Mumia Abu-Jamal seither im „Normalvollzug“ ist, wird die Wiederaufnahme des Verfahrens blockiert. Erst im März 2023 wurde wieder einmal unter absurden Begründungen ein Antrag auf erneute Beweisaufnahme abgelehnt: Die zuständige Richterin sah es als nicht relevant an, dass zwei Hauptbelastungszeug*innen die Tat gar nicht gesehen hatten und finanzielle Anreize oder Straferleichterung für ihre Aussagen erhielten. Der politische Wille, Mumia Abu-Jamal ein faires Verfahren und damit die Freiheit zu verwehren, ist bis heute nicht zu übersehen.

Ebenso werden seine Haftbedingungen absichtlich erschwert, indem seine Anträge und Klagen gegen Schikanen mit immer neuen Ausnahmeregelungen beantwortet werden. Dass auf diese Art jedes Mal ein neues „Lex Mumia“ geschaffen wird, ist sprichwörtlich geworden. Zudem werden ihm angemessene Gesundheitsversorgung und notwendige medizinische Behandlungen verwehrt. Die Linie seitens der Repressionsbehörden scheint klar zu sein: Mumia Abu-Jamal wird nicht direkt hingerichtet – er stirbt auf Raten hinter Gittern. 

Davon lässt sich der Aktivist aber nicht entmutigen, und auch in Haft kämpft er seit 43 Jahren gegen Ausbeutung, Unterdrückung, Rassismus und das Knastsystem. Sei es als juristischer Berater für Mitgefangene, sei es als Autor: Mumia Abu-Jamal ist aktiv gegen den gefängnisindustriellen Komplex und gegen das System der weißen Vorherrschaft und des Kapitalismus.

Und er ist nicht allein: Seit Jahrzehnten setzen sich solidarische Bewegungen weltweit für seine Freiheit ein. Auch rund um den 43. Haftjahrestag gibt es zahlreiche Kundgebungen, Veranstaltungen und öffentlichkeitswirksame Aktionen.

„Mumia Abu-Jamal ist seit Jahrzehnten ein politischer Langzeitgefangener im rassistischen gefängnisindustriellen Komplex der Vereinigten Staaten. Wir als Rote Hilfe e. V. kämpfen schon seit Langem für die Wiederaufnahme des Verfahrens und vor allem für seine Freiheit“, erklärte Anja Sommerfeld vom Bundesvorstand der Roten Hilfe e. V. „Dass Mumia Abu-Jamal sich seit inzwischen 43 Jahren in Haft befindet, obwohl er im Rahmen eines dermaßen offensichtlich rassistischen politischen Prozesses verurteilt wurde, macht die jetzigen Proteste dringend nötig. Die Rote Hilfe e. V. ruft zur Solidarität mit dem afroamerikanischen Journalisten auf und fordert seine sofortige Freilassung!“